HOI Meinung
October 9, 2024
Journalismus hat's im Zeitalter von Gratis-Medien und Social Media wirtschaftlich nicht einfach. Zuletzt haben die massiven Abbaupläne von TX-Media mit dem Flaggschiff «Tagi» Schlagzeilen gemacht. Parallel sinkt auch das gesellschaftliche Ansehen der schreibenden Zunft. Das führt dazu, dass junge Berufsleute heute lieber in der Unternehmenskommunikation oder auf Agenturseite arbeiten als im Journalismus.
Doch es gibt sie noch, die Vollblutjournis, die ihren Job lieben. Peter Exinger ist so einer. Wir haben dem stellvertretenden Chefredaktor und Blattmacher der Thurgauer Zeitung fünf Fragen gestellt.
Ehrlich? Ich wollte mitreden. Seit ich buchstabieren kann, lese ich Zeitung. Praktisch alles, was mir unter die Finger kam und noch immer kommt. In diesen Chor wollte ich miteinstimmen. Mein Zweitfach war Publizistik & Massenkommunikation. Ich dachte auch immer, ich hätte doch das eine oder andere zu unserer Welt zu sagen. Die Lust daran hat bis heute nicht aufgehört – und es sind bei mir jetzt schon fast 30 Jahre.
Die Aufgaben haben sich bei mir freilich geändert. Heute bin ich stellvertretender Chefredaktor und Blattmacher einer Kantonszeitung. Bin für den Online-Fahrplan verantwortlich und für den Print. Angefangen habe ich als Theaterkritiker - mein Studien-Erstfach war Theaterwissenschaft. Journalist ist der beste Job der Welt. Er lässt viele Freiheiten und ist jeden Tag ein Abenteuer. Langweilig kann es einem dabei gar nicht werden.
Während einer kurzen Zeit war ich zwischen zwei Jobs arbeitslos. Unter anderem habe ich in dieser Zeit eine namhafte Schweizer Institution in Sachen interner Kommunikation beraten. Ich habe in zehn Arbeitstagen mehr verdient als in einem Monat als Redaktor. Aber es war grenzenlos langweilig. Ich würde mir das nicht auf Dauer vorstellen wollen.
Für den Journalismus muss man schreiben können. Dazu – sagte Hemingway – braucht man unglücklicherweise Talent. Aber wenn man solches hat, kann man überall reingucken, was andere nicht können; man erlebt Menschen in allen Lebenslagen des Glücks und Unglücks. Journalisten sind neugierig, hartnäckig und haben Spass daran, Geschichten zu erzählen. Diese Art des Erzählens gab es am Lagerfeuer bei den Urmenschen und wird es auch in Zukunft geben.
Angesichts der Sparpläne aller Verlagshäuser könnte man schon ins Grübeln kommen. Das Wissen um die Endlichkeit des Print-Jobs macht es den eingefleischten Zeitungsmachern nicht einfach. Aber online kann eine Geschichte ebenso gut und wichtig sein wie auf einer Zeitungsseite. Solange wir schwarz auf weiss schreiben, sage ich immer, schreiben wir die Wahrheit fest. Daran glaube ich.
Herzlichen Dank für das Interview, Peter!
© Bild: Unsplash, congerdesign