HOI Meinung

Gendern, muss das sein?

September 5, 2023

Kurze Antwort

Ja muss, weil damit in der Sprache alle Menschen gleichberechtigt abgebildet werden.

 

Lange Antwort

Es ist kompliziert.

Ein Vorschlag für eine Lösung wäre, ab sofort die weibliche Form als Standard zu verwenden, weil darin die männliche Form meist mit enthalten ist. Zudem waren Frauen jahrhundertelang in der männlichen Form mitgemeint. Beispiel: In Lehrerinnen stecken auch die Lehrer drin. Dann könnten wir uns häufig kritisierte Schreibformen wie LehrerInnen, Lehrer:innen oder Lehrer*innen sparen – Problem gelöst!

 

Nicht überzeugt, weil dann die Männer diskriminiert würden?

Dann wird’s komplizierter.

Denn mit der Genderdiskussion lässt sich treffend Wahlkampf und Kulturkampf machen, weil jede und jeder mitreden kann. Die Doppelnennung wäre natürlich auch eine Lösung, ist aber zugegebenermassen nicht so elegant. Kann aber meist umgangen werden, wenn jede und jeder wie hier durch alle ersetzt wird.

Immer noch nicht überzeugt, da nicht alle Geschlechter integriert sind?

Da die Gesellschaft nicht nur aus Mann und Frau besteht, sind Genderzeichen die einzige richtige Wahl. Dadurch wird die Gesellschaft in der Sprache besser abgebildet. Wenn also Geschlechter ausdrücklich mitgenannt werden sollen, dann stehen diese Schreibweisen zur Auswahl: Lehrer:innen oder Lehrer*innen.

Sehen wir es positiv: Sprache ist etwas Lebendiges und verändert sich. Seit Jahrhunderten. Wer verwendet heute noch das N-Wort? Eben. Massstab sollte doch sein, dass Sprache Menschen nicht beleidigt, herabsetzt oder diskriminiert, sondern inkludiert. Entsprechend sind wir der Meinung, dass es keine Diskussionen darüber geben sollte, OB es ein Zeichen zur Inklusion von anderen Geschlechtern in die Sprache braucht, sondern WAS die beste Form dafür ist.

 

Wir haben uns bei HOI auf die Schreibweise mit dem Doppelpunkt geeinigt, also Lehrer:innen. Denn wir wollen alle Geschlechter inkludieren und ihnen das Elementarste entgegenbringen: Respekt.

Wir sind aber offen dafür, wenn ihr bessere Vorschläge habt. Mit gut begründeten anderen Meinungen setzen wir uns gerne auseinander!

 

Übrigens: Dieser Text kommt bis auf die Beispiele ohne Gender-Schreibweise aus, weil sich dies meist vermeiden lässt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Gender-Einwand Q&A:

1.          Bisher gings doch auch ohne Genderformen?

Willkommen im Jahr 2023! Bis vor 30 Jahren gings auch noch ohne Internet.

 

2.        Das ist eine Verhunzung der Sprache.

Sprachwandel empfinden wir Menschen als negativ, da neue, unbekannte Wörter für unser Gehirn anstrengend sind, weil wir gerne an alten Mustern festhalten. Je bekannter diese werden, desto leichter fällt uns deren Gebrauch.

 

3.        Es sind doch alle damit gemeint.

Sprache schafft Wirklichkeit. Wer sprachlich unterrepräsentiert ist, wird nicht miteinbezogen. Die Hälfte der Menschheit sollte nicht nur ‘mitgemeint’ sein, sondern auch in der Sprache abgebildet. Tut der anderen Hälfte ja auch nicht weh, oder?

 

4.       Ist Gendern tatsächlich unser grösstes Problem?

Es ist definitiv ein wichtiges Thema. Gendern ist politisch und gesellschaftlich relevant! Gendern zeigt auf, dass wir bereit sind, alle Geschlechter als gleichberechtigt anzuerkennen und auch zu repräsentieren. Egal um welches Thema es geht.