HOI Meinung
April 23, 2024
In unserer Serie ABCommunication nehmen wir Branchen-, Mode- und Unwörter unter die Lupe. Was steckt dahinter? Wie sind sie in der Kommunikation zu verwenden und welche Stolpersteine gibt es?
Datum oder Zeitpunkt, bis zu dem spätestens eine Leistung erbracht sein muss. Also ein Zeitpunkt, geknüpft an eine Bedingung – nämlich die, dass eine Aufgabe erfüllt sein muss. Kurz: Eine Frist.
Wer hat’s erfunden? Natürlich ein Schweizer. Ausgewandert in die USA, war der Schweizer Heinrich «Henry» Hartmann Wirz Lager-Kommandant im US-Bürgerkrieg. Auf dem Gefangenareal stand ein innerer Zaun, umgeben von einem zweiten Zaun aus Holzpalisaden. Überschritt ein Gefangener den ersten Zaun, lief er Gefahr, erschossen zu werden. Das war die erste Deadline - Todeslinie. Einige amerikanische Journalisten haben den Begriff in den 20er Jahren wieder aufleben lassen und in schwarz-humoristischer Manier den Redaktionsschluss als Deadline bezeichnet – also den «Todeszeitpunkt».
Die Deadline ist heute zwar nicht mehr so tödlich aufgeladen wie früher – zumindest wir haben den Tod und die Deadline bisher nicht direkt in Verbindung gebracht – doch der Ausdruck hat noch heute Reizwirkung. Und zwar in unterschiedliche Richtungen:
Bis dahin sollte eine Aufgabe erledigt sein, damit andere weiterarbeiten können. Ein Lob auf diese Deadline, denn sie ist das A und O einer guten Zusammenarbeit!
Die Arbeiten, die einem aufgebrummt werden, sind realistischerweise gar nicht einzuhalten.
Mit einer Deadline im Nacken können keine kreativen Ergüsse erzwungen werden – die kommen, wenn sie kommen.
So oder so, Deadlines sind verhasst, akzeptiert oder geliebt. Und das ändert sich auch nicht, wenn man das Wort in «Frist» umwandelt. Die Gefühle bleiben die gleichen.
Damit die Arbeit mit Deadlines funktioniert, setze diese gemeinsam mit deinen Arbeitskolleginnen oder Vorgesetzten. Kommuniziere klar und verständlich, was du bis zur angegebenen Frist lieferst, respektive was du von den Kolleginnen erwartest. Falls eine Deadline nicht eingehalten werden kann, endet es heute Gott sei Dank nicht mehr tödlich. Aber sag doch frühzeitig allen Beteiligten Bescheid, damit du auch in deren Gedanken keinen Todesstoss erhältst.